Alles dreht sich … in diesem Artikel um das Drehbuchschreiben. Drehbücher sind nach festgelegter Norm zu gestalten. Nun mag man darüber philosophieren, ob Normen die Kreativität beschränken, unterm Strich zählen aber die Anforderungen des Marktes. Und bedenkt man, dass Produktionsfirmen tausende »Hollywooderfolge« beurteilen müssen, d.h. Spielzeit, Locations, Kostüme, Schauspieleranzahl, Kosten, etc., kann man die Forderung nach normgerechten Büchern verstehen. Soll mein Werk also nicht ungelesen in dem Papierkorb meines Produzenten wandern, muss ich die internationalen Formalien wohl oder übel kennen und anwenden – oder eine Software haben, die mir diese lästige Arbeit abnimmt.
Final Draft
www.screenplay.com (Win, Mac)
Das Referenzprogramm in diesem Bereich ist sicher „Final Draft“. Die Benutzeroberfläche erinnert ein wenig an Word, was ich als Pluspunkt werte. Beginnt man mit dem Tippen, offenbaren sich die wahren Stärken des Programms. Alle Elemente eines Drehbuchs (Szenenkopf, Regieanweisung, Dialog, Charaktername etc.) stehen als Formatvorlagen parat. Tippe ich z. B. einen Namen, wird dieser als Charakter automatisch großgeschrieben und korrekt auf dem Blatt platziert. Mit dem Bestätigen wechselt die Software automatisch in den „Dialog“-Modus – mit entsprechender Formatierung. Perfekt. Natürlich merkt sich Final Draft die Personen und Schauplätze meiner Story und bietet diese künftig in komfortablen Listen zur Auswahl an. Zu den Standards einer Drehbuchsoftware gesellt sich eine vollautomatische Szenenummerierung, Karteikartendarstellung der Szenen, Revisionskontrolle und zahlreiche mitgelieferte Drehbuchvorlagen. Alles in allem eine empfehlenswerte Lösung, bei der man keine Gedanken an Formatierungen verschwenden muss, sich stattdessen auf das Wesentliche konzentrieren darf: dem Schreiben.
Movie Magic Screenwriter
Movie Magic Screenwriter 6, www.screenplay.com (Win, Mac)
Die Benutzeroberfläche von Movie Magic Screenwriter ähnelt Final Draft. Auch inhaltlich unterscheiden sich die beiden Kontrahenten in den Pflichtdisziplinen nur wenig. Optisch finde ich vor allem das Outlining sehr gelungen. Mit bis zu 30 Leveln Tiefe, individuell einstellbare Vorschaulänge der Texte pro Level und einem speziellen NaviDoc zum schnellen Auffinden von Szenen bekommt man ein überaus leistungsfähiges Sortier- und Orientierungspaket an die Hand. Erfreulich: MMS ist außergewöhnlich kontaktfreudig. Mannigfaltige Import- und Exportierformate erlauben eine programm- und plattformübergreifende Zusammenarbeit. Praktisch fand ich in diesem Zusammenhang die virtuellen Post-Its und die Funktion iPartner, mit der man sich online mit Kollegen austauschen kann. Eine ausgefeilte Script Analyse rundet den guten Eindruck ab: So wird man zum Beispiel gewarnt, wenn ein Dialog mit zweimal demselben Charakter hintereinander beginnt.
Drehbuch.dot und Word-AddIn
Drehbuch.dot, www.Drehbuchsoftware.de (Win, Mac)
Eine preiswerte Alternative zu genannten Profilösungen ist Drehbuch.dot. Das Word Add-In hilft beim Erstellen von professionell formatierten Drehbüchern. Außerdem wird ein Formatierungshandbuch mitgeliefert, welches Anfänger einen Einstieg ins Thema bietet.
CeltX
Celtx, www.celtx.com (Win, Mac, Linux, eeePC)
Weitaus umfangreicher präsentiert sich das kostenlose Celtx. Hinter einer übersichtlichen Oberfläche versteckt Celtx einen enormen Funktionsumfang. Beim Start fragt Celtx, an was für ein Werk man sich wagen möchte: Ein Drehbuch schreiben, ein Hörspiel produzieren oder schlicht einen Text verfassen? Entsprechend wird die Arbeitsumgebung angepasst. Übersichtlich angeordnet können Bilder, Videosequenzen und Musik organisiert, archiviert und in jedes Projekt eingebunden werden. Wer darüber hinaus bereit ist Geld auszugeben, findet nützliche Erweiterungen, wie eine Team-Plattform, eine attraktive Plot-View oder ein ausgefeiltes Reportsystem über Schreibziele und -gewohnheiten.
Contour
Contour, Mariner Software, www.application-systems.de/mariner (Win, Mac)
Contour ist streng genommen kein Drehbuchprogramm, sondern eher eine Art Leitfaden zum Entwickeln und detailliertem Ausarbeiten einer Idee. Mittels intelligenter Frage- Antwortspielchen wird man durch rund 50 Meilensteine geführt. Dabei ist die Story klassisch in drei Akte unterteilt: Zunächst werden Opfer und Held vorgestellt, welcher schließlich erkennt, was auf dem Spiel steht. Danach beginnt die große Suche nach Erkenntnis, die schließlich in der heldenhaften Tat mündet. Das Ganze klingt zu einfach – bis geradezu einschränkend. Sieht man allerdings, wie sich Filme von American Beauty, Kung Fu Panda, Sieben, Wall-E bis The Sixth Sense in das Contour-Prinzip einreihen lassen, bekommt man Spaß, auch seine eigene Geschichte auf Herz, Niere und Hollywood-Tauglichkeit zu prüfen.
Artikel „Alles dreht sich | Drehbuchsoftware“
von Marco Wilhelm Linke
Erschienen in: Federwelt – Zeitschrift für Autorinnen und Autoren, Uschtrin Verlag
Einzelheft: 6,50 Euro (zzgl. Versand), Abonnement (6 Hefte): 33,00 Euro (inkl. Versand)
uschtrin.de
Übrigens: Meine eigenen Schreibprojekte findet ihr runter www.angenehme-vorstellung.de
Schaut doch auch dort einmal vorbei :-)
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