Design-Contests als Akquise?
Supermodels, Superstars, Superköche. Es schaut so aus, als suche Deutschland die „Super-Challange“. Warum also sollte man nicht auch im Bereich Design den Weg eines Contests gehen, um an einen Job zu kommen, mag man sich fragen. „Sie suchen ein neues Design für Ihre Internetseite, Flyer … oder ein neues Logo? Auf DesignerContest.de warten hunderte Designerinnen und Designer auf Ihren Auftrag.“ So heißt es auf der Anbeiter-Website. Die Idee ist eigentlich ganz einfach. Die Plattform verbindet Auftraggeber mit Auftragnehmer. Gut. Das besondere an der Idee ist, dass die Designer zu jedem Auftrag in einen Contest treten. Der beste Entwurf gewinnt. Insgesamt sollen sowohl Auftraggeber als auch Auftragnehmer von dem Internetdienst profitieren.
Für Auftaggeber:
- Nicht mehr zahlen als einkalkuliert
- Aus zahlreichen Alternativen wählen
- Feedback möglich, bis das Ergebenis perfekt ist
- Nur die gewünschten Designer kommen an das Projekt
Für GrafikerInnen:
- Aufträge finden, anstatt mühsam nach ihnen zu suchen
- Passenden Projekte gemäß der individuellen Fähigkeiten
- Kurzfristig freie Kapazitäten nutzen
- Sich mit anderen Designern messen können
Und so funktionierts:
„Das einzige, was Sie benötigen ist eine Grundidee, wie das Ergebnis aussehen soll und wie viel Euro Sie dafür ausgeben möchten.“ Das klingt gut. Weiter geht es dann in vier Schritten zum Wunschdesign…
1. Beschreibung
Beim Einstellen eines neues Contests werden einige Dinge abgefragt, was das Design enthalten bzw. nicht enthalten soll. Man muss also so gut wie möglich das Wunschdesign beschreiben. Logisch, denn nur so können die Grafiker den Wünschen entsprechen.
2. Preisgeld bestimmen
Der Auftraggeber bestimmt, wie hoch des Preisgeld des Gewinners wird. Jeder Designer hat somit die gleiche Chance den Wettbewerb zu gewinnen, denn letztendlich zählt ein optimales Design und nicht der Preis.
3. Die Arbeit mit dem Designer
Sobald die ersten Entwürfe der Designer eingegangen sind, haben die Auftraggeber und andere Grafiker die Möglichkeit diese zu bewerten. So soll sich die Idee zum optimalen Ergebnis entwickeln.
4. Design wählen
Nach Ablauf des Wettbewerbs kann der Auftraggeber das beste Design aussuchen und prämieren. Nach Zahlung des Preisgeldes an den Designer gehen alle Rechte an dem Auftraggeber über.
Fazit: Alles in allem ein interessanter Ansatz. Gleichwohl die Grundidee ganz und gar nicht neu ist. So sind Pitches schon lange nicht mehr aus dem Agenturalltag wegzudenken. Neu ist allerdings, dass hier „jeder“ gegen „jeden“ antreten darf und kann. Für Auftraggeber ein überaus verlockendes Angebot. Für einen Designer, der sich vor Pitches scheut, bei denen er sich unentgeltlich mit unzähligen Konkurrenten messen muss – und sämtliche Rechte im Falle eine Sieges auf den Auftraggeber übergehen, eine Münze mit zwei Seiten. Aber natürlich ist die Frage, wie hoch die Vergütung respektive der „Gewinner-Preis“ ist. Hier gilt es den Dienst im Auge zu behalten und zu schauen, ob er sich zu eine Ich-Will-Alles-Zu-Billigpreisen-Plattform entwickelt, oder ob hier tatsächlich interessante Projekte schlummern, für die es sich lohnt, in den „Desgin-Ring“ zu steigen.
[icon_link style=“link“ href=“DesignerContest.de“ color=“orange“ target=“_blank“]Designer-Contest.de[/icon_link]
Schade, dass du solche Plattformen jetzt auch noch promotest hier. Gibt es ja schon zu hauf und lassen in Sachen Qualität als vor allem der Bezahlung meist sehr zu wünschen übrig. Wenn ich mir die sogenannten „Referenzen“ auf der Seite oben in der rechten Spalte anschaue, ist das da auch so. So was würde ich niemals einem Kunden anbieten!
Aber Affen und Erdnüsse… Irgendwie stimmt das halt doch…
Hallo Steffi, vielen dank für dein Feedback. Also „promoten“ ist vielleicht etwas viel des Guten. So ist mein „Fazit“ zu dem Projekt: „mal schauen, wie sich die Plattform entwickelt“. Dabei ist die Grundidee der „Design-Contests“ ja kein neuer Ansatz. Pitches waren und sind aus dem Agenturalltag nicht wegzudenken. Und in den letzten fünf Jahren geht der Trend (leider) immer mehr in Richtung „Pitch, ohne Aufwandsvergütung“. Naja. Als Designer finde ich solche Entwicklungen natürlich nicht so prickelnd. Aber gut: Die Idee, diesen Ansatz auf die Spitze zu treiben, ist beinahe eine logische Konsequenz. Fraglich ist jetzt – wie ich es oben bereits schrieb – was aus der Idee wird. Dabei wird unter anderem entscheidend sein, welche „Kunden“ mit „welchen Vorstellungen“ sich an der Plattform beteiligen. Sind es Kunden, die für wenig Geld alles haben wollen, werden sich auch nur „entsprechende“ Grafiker beteiligen. Werden hochwertige Projekte zu guten Konditionen angeboten, könnten sich auch qualifizierte Grafiker beteiligen.
Man wird sehen. Ich freue mich auf euer Feedback – und was ihr sonst von der Idee „Contest gegen Arbeit“ haltet! VG MW
Hallo mw,
wenn man sich das Design dieser neuen Plattform (die wohl einen ähnlichen Ansatz wie „designenlassen.de“ verfolgt ansieht, geht das bereits jetzt schon in Richtung „Alles haben für wenig Geld“. Da sieht „myHammer“ ja edler aus!
Ein weiterer Kritikpunkt – der im Grunde auch bei den klassischen Pitches angebracht ist: Es gewinnt der Designer, dessen Entwurf dem KUNDEN am besten gefällt. Darin liegt eine Gefahr: Das Design sollte der ZIELGRUPPE gefallen bzw. bei dieser funktionieren. Kundenvorstellung und Zielgruppen-Geeignetheit können grundsätzlich auseinanderfallen. Plattes Beispiel: Kunde hat persönliche Präferenz für die Farbe blau, hasst aber alle braunen Erdtöne sowie Grün. Design soll für Zielgruppe Gartenfreunde sein. Da könnten viele Designer mit Ihren Entwürfen beim Kunden jetzt ein Problem bekommen, oder? Es kommt, wie man an dem Beispiel sieht, auch viel auf die Einsichtsfähigkeit und Design-Verständnis des Kunden an: Dieser sollte seinem Designer vertrauen, dass der schon das „Richtige“ tut, und diesen nicht bloß als „Pixelschubser“ betrachtet, der Vorstellungen des Kunden umsetzt. Leider verstehen viele Kunden, gerade die im unteren Segment Design immer noch als „Hübschmachen“ mit bunten Farben und Formen. Design ist aber das effektive Vermitteln von Botschaften und Kommunikation unter Wahl der richtigen Mittel (kurz gesagt). Hier liegt m.E. das Hauptproblem solcher Plattformen.
Lieben Gruß
Alex
Hallo Alex, da hast du völlig Recht. Ich rate meinen Kunden in der Agentur immer: „Der Köder muss dem Fisch gefallen – nicht dem Angler“ Insofern sind Plattformen dieser Art tatsächlich problematisch. Immerhin fehlt der Austausch mit dem Designer und die Beratung durch den Designer im Vorfeld. Auf der anderen Seite wollen manche Kunden auch nur ein „aufhübschen“ … wie auch immer man dazu stehen mag. VG MW
Ich habe noch kein einziges Portal mit diesem System gesehen, was einigermaßen akzeptable Preise fährt. Sonst fänd ich das ja auch gar nicht so dramatisch. Wir haben hier in Leipzig leider auch so einen designenlassen-Abklatsch, den ich schon seit seiner Entstehung nicht gut heiße, da dort auch Logos für 100 Euro etc. über den Tisch gehen. Klar sind die Leute, die da mit machen, selbst schuld, genau wie bei kostenlosen Praktika. Allerdings ist mein Werte- und Moralgefüge da anscheinend anders aufgebaut als das der meisten Leute. Einen Contest finde ich nur okay, wenn keine wirtschaftlichen Interessen dahinter stehen oder die Bedingungen gut aufgestellt sind (z.B. in Sachen Abgabe der Nutzungsrechte).
Da hast du Recht, Steffi. Die Preise sind in der Tat zum Teil erschreckend. Andererseits gibt es für jeden Topf auch einen Deckel. Ich mutmaße mal, dass ein Kunde, der ein Signet für 100 Euro gestaltet haben möchte, ohnehin nicht zu deiner Kunden-Zielgruppe gehört. Insofern treffen dich (genau wie mich) diese Plattformen weniger, da ich unterm Strich dadurch keine Kunden verliere. Es gibt immer einen Bruder/Bekannten, der das alles auch kann … und das für die Hälfte. Dabei ist es ganz gleich, bei welchem Preis man einsteigt. Sprich, am besten meidet man einfach den Preis-Ring. Dennoch bin ich gespannt, ob sich auch „vernünftige“ Angebote dort finden werden. Denn dann wäre eine solche Plattform in der Tat auch eine bequeme Akquise-Grundlage.
„Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften. Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld. Das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.“
(angeblich von John Ruskin)
Sowas wie diese Plattform ist die totale Frechheit und oberste Ausbeutung. Ich verschenke meine Kunst doch nicht für ein Almosen. Man sollte das mal in den Sendungen wie hart aber fair diskutieren.
Danke für dein Feedback. Ich denke, am Ende reguliert die ‚Leistung‘ den Markt. Das hoffe ich zumindest. Es gab schon immer einen ‚Bekannten‘ oder eine ‚Tochter‘, die ohnehin alles preiswerter designen können. Wer hier als als Designbüro in den Wettstreit tritt, hat schon verloren. Aber meist entpuppt sich der vermeindliche Bekannte dann als jemand, der mit PaintBrush mal etwas gemalt hat – und dann folgt doch der Weg zum Designer. Ich habe diese Plattform etwas aus den Augen verloren und weiß jetzt nicht den aktuellen Stand der angebotenen Leistungen. Aber ich denke, dass renommierte Designer hier vermutlich weniger angetroffen werden (um es mal vorsichtig auszudrücken). Die Frage ist also: wie gut ist die Leistung, die zu den gelisteten Preisen erwartet werden darf?
Für alle, die dieses Thema interessiert: Ich co-moderiere im Mai eine Serie zum Thema ‚Kreativität und Geld‘ für die Thüringer Agentur für Kreativwirtschaft (ThAK) http://www.thueringenkreativ.de/design/
Es ist völlig egal ob der Neffe oder der Bruder oder wer auch immer den Auftrag gekommt, es ist immer zum Nachteil renommierter Designer, weil der Auftrag wieder von einem Laien ausgeführt wird und das schlechte Design später zum Standarte wird. Es schwingt sich heute ja fast jeder unberechtigter weise zum Designer auf. Ist schon wirklich ein monkeybusiness geworden und dann noch solche Plattformen wie diese hier, die das auch noch fördern. So macht man gute designstudios systematisch kaputt. Ich glaube das ist nicht im Sinne des Betrachters. Also was bleibt: der Boykott.