Viele Grafiker und Grafikerinnen arbeiten für rund 40,00 bis 50,00 EUR pro Stunde. Das klingt zunächst gar nicht mal so übel. Denn gehe ich davon aus, dass das Jahr 1.920 Stunden (8 Stunden x 5 Arbeitstage x 4 Wochen x 12 Monate) hat, die ich mit Arbeiten verbringen darf, würden wir bei einem Jahresgehalt von rund 76.800 EUR landen – was mir durchaus ein Lächeln auf das Gesicht zaubert – auch wenn ich all die Kosten (vgl. die vorherigen Teile der Serie) abziehe, lande ich bei guten 30.000 EUR pro Jahr.
Nur hat die ganze Geschichte einen Haken. Wir haben keine 1.920 Stunden zur Verfügung!
- Das Jahr hat zwar 365 Tage, davon sind abzuziehen:
- 104 Sonn- und Samstage
- 30 Urlaubstage
- 11 Feiertage
- 13,5 Krankheits- und Schulungstage.
All diese (Aus-)zeiten müssen nämlich ebenfalls von bezahlt werden! Als angestellter Designer wären wir empört, wenn uns unser Chef die wohlverdienten Ruhezeiten nicht bezahlen würde. Ganz gleich, ob wir krank im Bett oder munter auf einer Urlaubsliege schlummern. Wir würden erwarten, dass uns unser Arbeitgeber auch die Auszeiten finanziert. Als unser eigener Arbeitgeber müssen wir selbst Vorsorge treffen und diese Zeiten in unsere Vergütung einbeziehen. Immerhin gibt es keinen Grund, das gesamte unternehmerische Risiko zu tragen – um am Ende schlechter, als ein angestellter Kollege dazustehen.
Es bleiben also abzüglich oben genannter Urlaubs-, Feier-, Krankheits- und Schulungstage sowie der Sonn- und Samstage von den 365 Tagen des Jahres nur noch 206,5 Arbeitstage übrig, was 1.652 Arbeitsstunden entspricht.
Da wir nicht rund um die Uhr mit (bezahlten) Kundenprojekten beschäftigt sind, sprich irgendwann auch noch
- Angebote und Rechnungen schreiben
- Buchhaltung erledigen
- Akquise betreiben
- an Ausschreibungen teilnehmen
- Mehrarbeit in Projekte stecken
- unsere Eigenwerbung gestalten
- die Website auf aktuellem Stand halten
- und uns weiterbilden müssen
– also eine Menge interner Arbeiten erledigen, die wir nicht dem einzelnen Kundenprojekt zuordnen können, ziehen wir von unserem Stundenkonto weitere 35 % Arbeitszeit für interne Arbeiten ab. Realistisch sind hier zwar eher 40 % – 50 % anzusetzen. Bleiben wir dennoch bei unseren optimistischen 35 %, so schrumpfen unsere 1.652 Arbeitsstunden auf magere 1.074 Stunden.
Damit bleiben maximal 1.074 effektiv abrechenbare Arbeitsstunden pro Geschäftsjahr, die den gewünschten Lohn in die Kasse spülen sollen.
Oha. Wir müssen demnach erneut unseren Stundensatz nach oben korrigieren!
82.725,00 EUR : 1.074 Stunden = 77,03 EUR pro Arbeitsstunde
Das ist ziemlich weit von den zuerst angesetzten 14,50 EUR entfernt – und unheimlich dicht an dem empfohlenen Stundensatz in Höhe von 76 EUR! Aber ganz gleich, auf welche Zahl Sie hier kommen: Seien Sie zu sich selbst ehrlich und berechnen Sie Ihre Ausgaben realistisch. Andernfalls wird aus einem gutgemeinten Kundenfang-Stundensatz auf Dauer ein K.O.-Kriterium für die mühsam aufgebaute Existenz.
0 Kommentare